Sexualität und Kapitalismus II

Etwas verspätet reichen wir einen Text von uns nach, der im letzten hEFt erschienen ist.

Teil 1 dieses Textes ist hier, Teil 3 hier

19 Jahre nachdem Herbert Marcuse in „Triebstruktur und Gesellschaft“ die Geschichte der Sexualität als Linie einer zunehmenden Unterdrückung gezeichnet hat, mischt einer die Diskussion mächtig auf: Michel Foucault, der in „Sexualität und Wahrheit“ die Mechanismen untersucht, die zum Sex drängen, statt ihn zu unterdrücken – wohlbemerkt zu ganz spezifischem Sex.

Foucault konstatiert zunächst, dass Sexualität in den modernen Gesellschaften nicht beschwiegen wird: „Alles in allem sind wir die einzige Zivilisation, in der eigene Aufseher dafür bezahlt werden, daß sie jedem zuhören, der sich ihnen über seinen Sex anvertrauen will: der Wunsch, vom Sex zu sprechen, und der Nutzen, den man sich davon verspricht, haben offenbar ein Ausmaß angenommen, das über die Möglichkeiten des Anhörens weit hinausgeht – weshalb bestimmte Leute schon ihre Ohren vermietet haben.“ Mit der Durchsetzung der bürgerlichen Gesellschaftsform setzt also – gegenteilig zur Behauptung der Repressionshypothese unter anderem von Wilhelm Reich – ein Reden über Sex ein: „um den Sex herum zündet eine diskursive Explosion.“
Foucault zieht dabei zur Analyse die katholische Beichtpraxis heran und stellt fest, dass die Beichtväter im 17. Jahrhundert zunehmend ein Interesse an allen Dingen bekommen, die mit Sex zu tun haben. Dabei fällt auf, dass sich die Strategie der Befragung der Sündiger_innen durchaus ändert – während die Fragen vorher direkt auf den Gegenstand der Sünde gerichtet waren, setzt nun eine gewisse Diskretion ein: das Sprechen über Details wird als schmutzig empfunden und die Fragen werden unbestimmter. Diese Diskretion gleicht dem Umzingeln eines gefährlichen Feindes. Die Festlegung der Bereiche, in denen über Sex gesprochen wird, stellt gewissermaßen eine Neuordnung der Diskurse dar – aber diese ist eben keine Ordnung des Schweigens: „Unter dem Deckmantel einer gründlich gesäuberten Sprache, die sich hütet, ihn beim Namen zu nennen, wird der Sex von einem Diskurs in Beschlag genommen, der ihm keinen Augenblick Ruhe und Verborgenheit gönnt.“

Mit dem ganzen Gerede wird Sex also nicht unterdrückt, sondern gepusht. Im Diskurs von Beichte, Humanmedizin und Psychologie entstehen tausend Sexualitäten und Perversionen, sauber kategorisiert und angeordnet. Dabei passieren zwei Sachen gleichzeitig: Die gerade erfundenen Perversen werden zu Kranken erklärt und in Heime und Anstalten gesteckt. Gleichzeitig wird der produktive, gesunde, saubere Sex gefördert. Dabei sind es zunehmend nicht mehr die Expert_innen, die kontrollieren, was erlaubt ist. Vielmehr ist jede_r gewissermaßen zu ihrem eigenen Beichtvater geworden. In Talkshows, Illustrierten und Peergroups findet die Beichte heute in der Öffentlichkeit statt. „Sag uns, wie Dein Sex ist, damit wir wissen, wer Du bist“ – nie zuvor hat der Sex so eine große Rolle für die Selbstdefinition gespielt, war er so aufgeladen mit Bedeutung.

Foucault verwendet die Begriffe „bürgerliche Gesellschaft“ und „Kapitalismus“ immer mit einer gewissen Skepsis, die gegen die Vertreter der Repressionshypothese gerichtet ist: „Jedenfalls scheint die Hypothese einer Unterdrückungsmacht, die unsere Gesellschaft aus ökonomischen Gründen über den Sex ausübt, entschieden zu kurz gegriffen […].“ [S.75] Dennoch finden sich bei ihm zahlreiche Hinweise darauf, dass Sexualität und Kapitalismus etwas miteinander zu tun haben.
Schon im Sprechen vom Sex konstatiert Foucault eine Sachlichkeit, die charakteristisch für die kapitalistische Herrschaft ist: „[…] man muß vom Sex sprechen wie von einer Sache, die man nicht einfach zu verurteilen oder zu tolerieren, sondern vielmehr zu verwalten und in Nützlichkeitssysteme einzufügen hat, einer Sache die man zum größtmöglichen Nutzen aller regeln und optimal funktionieren lassen muß.“ So wie der Kapitalismus alles zu Sachen macht, die verwaltet und tauschbar sein müssen, erscheint der Sex als eine Sache, die einem Nützlichkeitssystem zugeführt werden muss. Das Diktat der Nützlichkeit für ein Allgemeininteresse ist charakteristisch für eine abstrakte Allgemeinheit, unter die im Kapitalismus alles subsumiert werden muss. Der Sex muss verwaltbar sein und Akteur dieser Verwaltung ist der Staat – allerdings agiert dieser nicht als eine Institution, die einfach Verbote setzt, sondern vielmehr Anreize zur Steigerung der Produktivität schafft und sich damit auf verschiedene Ebenen der Diskurse verlagert: „Er [der Sex] ist Sache der öffentlichen Gewalt, er erfordert Verwaltungsprozeduren, er muß analytischen Diskursen anvertraut werden. Der Sex wird im 18. Jahrhundert zu einer Angelegenheit der ‚Polizei‘. Allerdings im vollen und starken Sinne, den das Wort zu dieser Zeit besaß – nicht Unterdrückung der Unordnung, sondern verordnete Steigerung der kollektiven und individuellen Kräfte […]. Polizei des Sexes: das ist nicht das strikte Verbot, sondern die Notwendigkeit, den Sex durch nützliche und öffentliche Diskurse zu regeln.“ Diese Form der Herrschaft ist eine, die bis ins Individuellste eindringt – benötigt der Sex eine versachlichte Sprache, die jeder sprechen muss, ist jede_r Einzelne gezwungen, sich selbst als Sache zu begreifen und zu durchdringen. Jede_r wird zu ihrem eigenen Polizisten. Mit diesem Ansatz, der hier mehr hervorgekehrt ist als Foucault dies tut, wäre die foucaultsche Theorie für eine Theorie der Verdinglichung gesellschaftlicher Verhältnisse im Subjekt fruchtbar zu machen.

Von Seiten der Regierung her gedacht, ist es in der Neuzeit nur praktisch, den Sex steuern zu können. Die heutige BRD leidet z.B. darunter, dass sich der Pöbel vermehrt, während die Elite immer weniger Kinder bekommt. Um das zu ändern, gibt es bei der Deutschen Forschungsgesellschaft ein Programm, dass jungen Akademiker_innen bei der Familiengründung hilft. Hier kommt man mit der Repressionshypothese nicht weiter, niemandem wird der Sex verboten. Aber bestimmten Leuten wird der Sex durch Förderprogramme verordnet. Gleichzeigig werden an anderer Stelle Sozialleistungen gekürzt. Die Strategie ist, dass der Volkskörper an den richtigen Stellen wachsen soll – Foucault nennt das Biopolitik.

Die Reproduktion des Lebens rückt ins Zentrum der Herrschaft und damit werden zwei Dinge besonders wichtig: Der Sex und der Körper. Der Sex bietet Zugang zum einzelnen Körper genauso wie zum Gattungskörper. Deshalb wird er zum Dreh- und Angelpunkt der Machttechnologie zum Leben. Gerade daran, wie sehr der Staat nun die Verantwortung über den eigenen Sex und den eigenen Körper auf die Einzelnen überträgt (jede_r ist dazu gezwungen, sich selbst dahingehend zu befragen), lässt sich aufzeigen, wie sehr die kapitalistische Herrschaft in die Individuen hinein wirkt. Jede_r ist dazu gezwungen, dem Leben zu dienen; was bedeutet, sich eigenverantwortlich für die kapitalistische Herrschaft zuzurichten. Die Moderne stellt die Akkumulation von Menschen in den Dienst der Kapitalakkumulation.

Was man jetzt fragen müsste, ist, wie der Unterschied zwischen den Vertreter_innen der Repressionstheorie und Foucault zustande kommt. Eine Möglichkeit wäre, daß es eine Frage des Blickwinkel ist: Die alten waren halt Marxist_innen und haben daher auf’s System geblickt. Sie waren Bildungsbürger_innen durch und durch und haben daher das bürgerliche Subjekt trotz aller Kritik als Angelpunkt der Befreiung gesehen. Nach dem Ausbleiben der Revoution guckt dann ein ernüchterter Foucault (der aus kleinbürgerlichen Verhältnissen kam) auf all die verrückten Mechanismen, die machen, daß die Leute mitmachen.
Vielleicht ist aber viel wichtiger, daß die Macht in den 1970er-Jahren sich ganz stark von der in den 1920ern unterscheidet. Während Reich von dem Problem ausgeht, daß die Arbeiterjugend keinen Zugriff auf Verhütungsmittel hat, lernen die Schüler_innen zu Foucaults Zeiten in der Schule den Umgang mit Präservativen. Vielleicht reflektiert die Theorie also einfach eine neue Ausgestaltung der Welt, eine Verschiebung des Verhältnisses von Repression und produktiver Zurichtung.
Wie dieses Verhältnis heute aussieht und vor allem, wo Perspektiven zur Veränderung sind, wird der dritte Teil zur Diskussion stellen.

Donnerstag: Intersexualität … und Schluss!

Und wieder war die Polyfantasiabar voll bis auf den letzten Platz — über 40 Leute haben den Vortrag von Antke Engel zu Intersexualität gehört, danach gab es noch eine kurze Diskussion. Dann war leider auch schon Schluss mit der Polyfantasiabar, weil der Raum für einen morgen geplanten Videodreh fertig gemacht werden musste.

Da haben wir unser Transpi eingepackt. Schön, daß uns die Offene Arbeit danach noch ein Plätzchen zur Verfügung gestellt hat, wo wir uns schon mal gedanklich auf die Party morgen vorbereiten konnten.

Dienstag: Filmabend und Mittwoch: Workshop


Hier sieht’s noch leer aus, zwei Stunden später sind wir an Grenzen gestoßen: Als der Film am Dienstag mit einiger Verspätung beginnen konnte, war die Polyfantasiabar so voll, daß niemand mehr reingepasst hätte und wir in der Tat einige Leute an der Tür abweisen mussten. Sorry. Die Diskussionen waren dann nicht immer so einfach.

Der Workshop „Sexualität und Kapitalismus“ am Mittwoch war zwar voll, aber nicht überfüllt — zu diesem Thema wird’s von uns auf jeden Fall noch was zu lesen geben, evtl. machen wir auch einen weiteren Workshop. Vielleicht.

Morgen geht’s theoretisch in die letzte Runde: Antke Engel vom Institut für Queer Theory wird ab 20 Uhr zum Thema Intersexualität sprechen.

Freitag werden wir dann feiern…. Polyfantasiaball in der Offenen Arbeit mit Monotekktoni, Eve Massacre, Phonatic und fliegvogelflieg.

Montag: Forschungsreise nach Schlampagnia


Montag: Gwendolin Altenhöfer las aus dem Zine „Die Krake. Künstliche Beziehungen für unnatürliche Frauen“. Anscheinend gibt es ein grooooßes Interesse an schlampigen Beziehungsformen – oder doch eher an der kühlen Kritik an Ehe und Monogamie? An beidem? Und ging’s eher um einen kurzen Ausflug in exotische Gefilde oder um einen Dia-Abend, bei dem man auch viel Bekanntes gesehen hat? Auf jeden Fall war die Polyfantasiabar mit über 40 Leuten gut gefüllt.
Morgen geht es weiter mit einem queeren Filmabend. Wir werden (wie auch Mittwoch und Donnerstag) ab 17 Uhr im Polyfantasiahaus in der Johannesstraße 151 sein und 20 Uhr beginnt der Film.

Sonntag: Polyfantasiabar eingeräumt

Sonntag:

Wir sitzen in der Polyfantasiabar und weil das Transpi vom letzten Jahr noch übrig war,

heißt das Haus auch wieder Polyfantasiahaus. Nette Menschen sind zum Helfen gekommen

und von draußen gucken sich die Leute die Deko an

Hier gibt’s auch polyfantastisches Bier.

Aber unser Internet ist kaputt. Morgen geht unsere queerfeministische Veranstaltungswoche los.

Programm der zweiten Polyfantasiawoche konretisiert sich

Montag, 30.8., 20.00 Uhr, Polyphantasiabar
Forschungsreisen in nichtmonogames Gelände
„Wenn Liebe die Antwort ist, können Sie die Frage dann bitte umformulieren?“. Die Mitherausgeberin Gwendolin Altenhöger liest aus dem feministischen Zine „Die Krake. Künstliche Beziehungen für unnatürliche Frauen“. Die frisch erschienene Ausgabe Nr.5 widmet sich dem Durchlavieren zwischen schlampigen Begierden und monogamen Sehnsüchten. Mit Diskussion.

Dienstag, 31.8., 20.00 Uhr, Polyphantasiabar
Queerer Filmabend

Mittwoch, 1.9., 18.00 Uhr, Polyphantasiabar
Workshop Sexualität und Kapitalismus
Für den Zusammenhang von Sexualität und Kapitalismus gibt es zwei sich widersprechende Deutungen: Die Repressionshypothese behauptet, Sex würde unterdrückt, weil der unkontrollierte Trieb eine Gefahr für die Herrschaft sei. Die Antithese meint, Sexualität sei heutzutage fest in ein Netz der Macht eingebunden und würde die Planbarkeit der Bevölkerungsentwicklung im Rahmen der kapitalistischen Verhältnisse sicherstellen.
Wir stellen zu Beginn die beiden Ansätze vor und wollen dann darüber diskutieren, wie denn nun heute das Verhältnis von Sexualität und Kapitalismus ist.

Donnerstag, 2.9., 20 Uhr, Polyphantasiabar
Intersexualität
Im Zentrum des Vortrages steht die Infragestellung der biologistischen Norm der Zweigeschlechtlichkeit. Für besonders kritisierenswert halten wir dabei die gewaltsame medizinische Herstellung von Geschlechtseindeutigkeit bei Säuglingen. Es soll aber auch auf die Frage eingegangen werden, warum in unserer Gesellschaft die Geschlechternormen eine solche Wichtigkeit besitzen und warum alle Abweichungen gewaltsam ausgegrenzt oder auf die Norm „männlich“/“weiblich“ zugerichtet werden.

Freitag, 3.9.
Polyfantasiaball
Monotekktoni – epxerimental electronica, Berlin
http://www.myspace.com/monotekktoni

Eve Massacre – Noisy mash ups, Nürnberg
http://www.myspace.com/evemassacrespace

Die Polyphantasiabar befindet sich in der Johannesstraße 151

Phonatic – get equalized, Jena,
http://www.myspace.com/djphonatic

fliegvogelflieg – minimalist techno, Erfurt
http://www.myspace.com/fliegvogelflieg

Polyfantasiawoche II

Oi!

Schon vorweg möchten wir darauf hinweisen, daß dieses Jahr erneut eine Polyfantasiawoche stattfindet, diesmal vom 30.08.2010 – 04.09.2010.
Stattfinden wird das ganze zum guten Teil in der Johannesstraße.

Inhaltlich geht es um:
– Sexualität und Kapitalismus; Polysexuelle Ökonomie
– Intersexualität
– Forschungsreisen in nicht-monogames und unnatürliches Gelände

Definitiv zugesagt hat Gwendolin Altenhöfer, die aus der KRAKE lesen wird.
Für die weiteren Veranstaltungen sind wir schwer am organisieren.
Am letzten Tag wird es wieder einen Polyfantasiaball geben — wenn wir einen geeigneten Raum finden…

Wenn das Programm klarer wird, werden wir das hier kundtun.
Vielleicht lohnt es sich ja, für die Woche mal nach Erfurt zu kommen?

Die Woche ist wieder eine Kooperation. Mit im Boot ist im Moment das Bildungskollektiv Biko und das Jugendbildungsnetzwerk der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Aber es werden sicherlich noch mehr Gruppen und Leute mitmachen.

Irre

Als er durch die schwere Holztür ins Freie trat, blinzelte Alexander Schellenberg und rückte seine Brille zurecht. Die Sonne blendete ihn, trotzdem sah er deutlich ein Trio, dass nicht eingeladen war mitten in der Hochzeitsgesellschaft: Herr Prantl, sein Mantel viel zu warm für die Jahreszeit, Frau Mielke im pastellgelben Blouson, und Enno wie immer im Parka. Als Alexanders Hand nervös über seine langen Haare und durch den sauber gestutzten Bart fuhren, fielen ihm seine eigenen Manschettenknöpfe ins Auge. „Jetzt kommst Du unter die Haube“, rief Enno mit einer lauten Kermit-Stimme. Ein paar Gäste blickte neugierig zu dem großen Skinhead und seiner eher unscheinbaren Begleitung. Die Frau in der gelben Jacke kniff die Augen zusammen und blickte starr geradeaus. Alexander ging durch den Kopf, wie er Frau Mielke kennengelernt hatte. An seinem ersten Arbeitstag als Leiter der Tagesstätte für Psychiatrieerfahrene hatte sie ihm leise, aber bestimmt von den Stasi-Seilschaften erzählt und von ihrem Plan, erst Meiningen zu übernehmen und von da aus die DDR wieder aufzubauen. Er hatte sie zuerst ins Büro gebeten und danach gemerkt, daß sie eine Klientin war, denn in ihrer blaugrauen Strickjacke hatte sie wie eine Kollegin gewirkt. Das konnte man von Enno und Herrn Prantl nicht behaupten. Während Enno Alexander zu sich winkte, stand Prantl leicht vornüber gebeugt daneben und murmelte vor sich hin. In seinem Kopf hörte Alexander die sonore Stimme:„Im Osten hab ich die Schachteln mit den Patronen voll gemacht. Zehn Reihen und immer fünf Patronen. Und dann die Schachtel zumachen. Mit der Wende haben die mich dann nicht mehr gebraucht.“. Alexander drängte sich zwischen Herrn Prantl und seine Schwiegermutter in Spe, die ein Gesicht machte, als fürchtete sie, die Flecken von Prantls Mantel würde gleich auf ihr purpurnes Kleid überspringen. „Wie schön, daß Sie hier sind. Am Montag werden wir in der Tagesstätte einen kleinen Umtrunk haben“ sagte Alexander deutlich, während er sich ein klein wenig vorbeugte und den Blickkontakt mit Enno und Frau Mielke suchte. Er hörte nicht darauf, was Frau Mielke zu ihm sagte, schüttelte Herrn Prantl die Hand, murmelte noch einmal, wie schön der überraschende Besuch sei und dass er sich jetzt leider verabschieden müsse.

Wie ein Sack ließ er sich in den Sitz des schwarzen Volvo fallen. Als die Autotür hinter ihm zuklappte und der Wagen langsam in Richtung Kirche rollte, ging er in Gedanken die drei ungebetenen Gäste durch. Prantl war dement. Mit seiner Tagesdosis von 750mg Seroquel konnte man ihn eigentlich bequem in die Ecke stellen und brabbeln lassen, das war nicht schön, aber wenigstens nicht so auffällig wie Enno. Seine Akte war eindeutig, „Diagnose: Borderline-Persönlichkeitsstörung; Fremdgefährdung: keine“. Aber wer kannte schon die Akte. Die Gäste sahen einen 1,90 großen Skinhead, der sich ruckartig bewegte und hörten eine Stimme wie eine Trompete. Frau Mielke war sicher die unauffälligste in dem Trio – so lange sie nicht anfing, ihr Gegenüber in ihre schizoiden Wahnvorstellungen einzubauen. Alexander wurde bleich bei der Erinnerung an einen geselligen Abend bei seinen zukünftigen Schwiegereltern. Der Schwiegervater hatte gesagt: „Wenn Du mit den Verrückten klarkommst, bändigst Du auch unsere Tochter“ und Alexander hatte betont, dass seine Klienten nicht verrückt, sondern psychisch beeinträchtigt waren und weiter ausgeführt, dass Frau Mielke immerhin seit 35 Jahren im selben Neubaublock wie seine Anverwandten wohne. „Die war schon immer sonderlich“ hatte die Schwiegermutter gemeint, woraufhin er mit Blick auf ihr geschientes Bein geantwortet hatte, dass Persönlichkeitsstörungen auch nicht sonderlicher seien als Beinbrüche. Daraufhin hatten sie ihn wiederum angesehen, als sei er verrückt. Man hatte das Thema nicht vertieft und war etwas ernüchtert auseinander gegangen an diesem Abend. “Wenigstens muss man mit einem Beinbruch zuhause bleiben“ ging es ihm durch den Kopf, als der schwarze Volvo vor der Kirche langsam zum Stehen kam.

„Ein Glück“ dachte Alexander. Keiner der Klienten war vor der Kirche zu sehen. Die Hochzeitsgesellschaft hatte den Weg durch die Fussgängerzone genommen und stand feierlich gewandet auf den breiten Treppenstufen. Alexander atmete tief durch, blickte in die Runde und lächelte. „Wirklich nett, daß sie mir gratulieren wollten“ ging ihm durch den Kopf, während er innerlich darüber lachte, welche Ängste er ausgestanden hatte. Herr Prantl, der sich auf der Suche nach einem kleinen Imbiss an den Hostien verging. Frau Mielke, die allen Anwesenden ernst erklärte, daß die Trauung ungültig sei, da der Pfarrer auf der Gehaltsliste der Stasi stünde. Enno, der mitten in der Zeremonie von hinten rief „Ist der Ring auch echt?“. „Absurd“ dachte er jetzt, „sie wollten mir einfach nur gratulieren.“ Die Hochzeit würde ganz normal über die Bühne gehen und er würde gleich beweisen, dass er trotz seiner langen Haare und trotz des sonderlichen Jobs dazu gehörte. „Wenn hier einer normal ist, dann ich“ sagte er sich, wie immer, wenn er sich etwas aus dem Gleichgewicht gebracht fühlte.

Die schwere Kirchtentür ging auf. Ganz vorne, in der ersten Reihe links saß das Trio. Ihm wurde glühend heiß. Er wusste, daß die Braut links vor dem Altar stehen würde und er selbst rechts – mit direktem Blick auf die drei. Die alte Kirchenbank knackte, als Ennos sich ruckartig umwandte und breit in seine Richtung grinste. Der Hochzeitsmarsch setzte ein. Frau Mielke und Herr Prantl saßen nebeneinander, ihre Köpfe zusammengesteckt. Alexander glaubte ihr tuscheln zu hören, wie ein Kurzschluss in der Elektroinstallation. Die Orgelmusik hallte in dem alten Bau, sie kam von hinten und mit einer kurzen Verzögerung wieder von vorne, daß ihm ganz schwindelig wurde. „Wir sind heute hier zusammengekommen“. Herr Prantl und Frau Mielke blickten jetzt in seine Richtung. Sahen die anderen Gäste auch zu seinen Klienten? „Um diese jungen Leute im heiligen Bund der Ehe zu vereinen“. Frau Mielkes Augen verengten sich zu Schlitzen und Alexander hielt die Luft an. „Sollte einer der Anwesenden einen Einwand gegen die Verbindung vorzubringen haben“. Herr Prantl wandte langsam seinen Kopf und sah erwartungsvoll Enno an. Alexanders Hände begannen zu zittern. „So möge er ihn jetzt vorbringen oder für immer schweigen“. Enno rückte seine massigen Gliedmaßen zurecht, setzte sich gerade hin. Sein Kopf ruckte in die Höhe. Sein Kehlkopf tanzte auf und ab. Die Nachmittagssonne spiegelte sich auf der polierten Glatze und er schien sich zu räuspern, als Alexander losschrie: „Halt doch einfach die Klappe“. Erst als er das Echo seines eigenen Schreies hörte, war Alexander klar, was er getan hatte. Das Echo verhallte, die Kirche war still wie ein Grab. Enno, Frau Mielke und Herr Prantl sahen ihn mit offenen Mündern an. Alexander konnte den Bick nicht ertragen. „Raus hier, nur raus“ dachte er. Bevor die schwere Tür hinter ihm zufiel, hörte er aus der Kirche eine Stimme wie Kermit der Frosch: „Ist ja irre.“

Diese leicht widernatürliche Geschichte ist im Rahmen eines Schreibworkshops des Kulturrausch beim Textil-Festival entstanden. Sie ist gar nicht von wi(e)derdienatur!

Himmelfahrt

Männer pinkeln im StehenStändig stinkt es nach Bier und Pisse. Ich weiß nicht, ob es am Alkohol liegt, oder daran, dass man am Vatertag den Pimmel zeigen muss, um zu beweisen, dass man zumindest potentiell ein Vater ist. Auf jeden Fall zeigen mir schon vor Mittag drei Pisser ihre Penisse, einen davon mitten auf der Fußgängerbrücke am Erfurter Hauptbahnhof. War wohl eine schlechte Idee, an Himmelfahrt das Haus zu verlassen. Das hab ich mir schon am Anfang meiner Radtour gedacht. Am Ringelberg prügeln sich zwei sportlich gekleidete 20jährige umringt von Gleichgesinnten. Einer trägt einen schwarz-rot-goldenen Hut in Form eines Bierkruges. Auf der Straße zwischen Vieselbach und Asmansdorf randalieren gutbürgerliche Mitt-30er. Sie werfen einen Baustellenzaun um und demolieren Straßenschilder. In Weimar sind meterbreit Blutspritzer auf dem Bürgersteig verteilt, daneben eine Lache von Bier und ein paar Scherben. Am Morgen waren hier zwei Männerhorden aufeinandergetroffen. Bei der Rückfahrt nach Erfurt habe ich Glück, keine Kotze im Abteil. Nur im Erfurter Bahnhof rutsche ich auf einer Pfeffi-Lache aus. Auf dem Anger lassen sich besoffene Spießbürger neben einer brennenden Mülltonne fotografieren. Was für ein Spaß.

Was ist da los? Wie kommt es, dass an einem christlichen Feiertag die Männer durch alle Schichten und Alterskohorten hindurch austicken? Wie kann es sein, dass spießige Saubermänner auf die Gehsteige pissen und begeisterte Autofahrer ihre eigenen Straßen demolieren? Noch verrückter: Wie kommt es, dass – wie 2009 in Erfurt gesehen – Hooligans, die jeden grün und blau schlagen würden, der ihnen homophile Neigungen unterstellt, sich gegenseitig auf dem Fischmarkt an die Schwänze fassen?

Ich glaube, das ist „das bürgerliche Subjekt und sein Anderes“. So heißt eine Veranstaltung in Weimar am 17.5., dem internationalen Tag gegen Homphobie. Ich picke mir mal raus, was von diesem Theorie-Gedöhns auf die pissenden Saubermänner passt:

Mit der Aufklärung entsteht ein neues Menschenbild. Es heißt zwar Menschenbild, ist aber eigentlich ein Männerbild: Das bürgerliche Subjekt. Es ist fähig zur rationalen Erkenntnis. Es ist immer aktiv und stark. Und es will herrschen. Damit was zum beherrschen da ist, schenkt die Aufklärung der Frau die zweifelhafte Ehre, als Gegenstück des Mannes zu dienen. Passiv, schwach, emotional, empfangend und unterworfen – eben das Andere des bürgerlichen Subjekts. Der Hass auf Schwule und Lesben kommt nicht zuletzt daher, dass sie diese Ordnung stören. Aber darum soll es jetzt nicht gehen. Zurück zum Subjekt und seinem Anderen, dem Unterworfenen. Das Subjekt beherrscht nicht nur die anderen Menschen. Wenn wir mal davon ausgehen, dass himmelblaue Babies genau so weinen wie rosarote, muss auch jede Menge Selbst-Beherrschung stattfinden, eh aus dem blauen Baby ein blauer Erwachsener wird. Das Subjekt muss sich selbst beherrschen. Es muss die ganze Schwäche, Ratlosigkeit und Irrationalität in sich unter Kontrolle zu bringen. Der Riss geht also mitten durch die Person. Der ganze Mann ist also nicht nur eine Zumutung für seine Umwelt, er muss sich auch selbst ständig trietzen. Insofern: Ja, auch Männer leiden unter ihrer Geschlechterrolle.

Bevor jemand aber Fürbitten für die „armen kleinen Männer“ anstimmt, will ich auf den Männertag zurückkommen. Himmelfahrt erlaubt den Männern in einer kontrollierten und reglementierten Umgebung das Ausleben von Spontaneität. An Himmelfahrt dürfen sich die verklemmtesten Heteros zusammen im Schlamm wälzen und sich gegenseitig an die Schwänze fassen. An Himmelfahrt dürfen die Saubermänner, die sich sonst Tag für Tag ihrem Ordnungswahn hingeben, auf der Straße randalieren. An Himmelfahrt darf Mann das nicht verarbeitete Trauma der kindlichen Sauberkeitserziehung nach Außen kehren, indem man vor dem Hauptbahnof auf die Straße uriniert und das mit der Handy-Kamera für die Nachwelt festhält. An Himmelfahrt ist die Stadtordnung außer Kraft – nicht saufende Männerhorden, sondern alle anderen werden der Innenstadt verwiesen.

Ein Bruch mit der selbstbeherrschenden Subjekform ist das nicht. Denn auch die Entscheidung, dass es zum Ausnahmezustand kommt, ist Herrschaft. Und dass der Macker ein Stück die Selbstbeherrschung abgibt, heißt in der Praxis dann oft genug, dass die Anderen was abbekommen: Die Fallzahlen für Körperverletzung liegen am Männertag ca. drei mal so hoch wie im Durchschnitt. Wieviel es kostet, hinter den pissenden, kotzenden und randalierenden Spießerhorden wieder aufzuräumen, wird nicht erhoben. Wenigstens hat in diesen Jahr der Regen die Pisse recht schnell weggeschwemmt. Das Männerproblem bleibt bestehen.

Ein Beitrag für die Sendung Chilligays bei Radio FREI.

Sexualität und Kapitalismus I

Seit gestern veröffentlicht im neuen hEFt. Der zweite und dritte Teil der Auseinandersetzung ist hier und hier.

Widerdienatur macht Theorie. Wir wollen den Zusammenhang von Sexualität und Kapitalismus verstehen. Mit Liebe- und Beziehungskritik haben wir uns schon jahrelang auseinandergesetzt. Aber Sex hat nicht nur im wahren Leben, sondern auch in der Theorie nicht notwendig mit Liebe zu tun. Deswegen sind unsere Ausführungen zu Sex und Kapitalismus eher fragmentarisch und dokumentieren unseren derzeitigen Diskussionsstand. Die vielen Fußnoten zeigen Grenzen und Widersprüche auf und sollten daher auch gelesen werden.

Unterdrückt der Kapitalismus die Sexualität?

Der erste Versuch, Sex und Kapitalismus politisch zusammen zu denken, ist die Bewegung für Sexualökonomie und Politik (Sexpol) in den 1930er-Jahren1. Mit Schulungen, Veranstaltungen und in Beratungsstellen werden vor allem junge Arbeiter_innen über Sexualität aufgeklärt. Die Zeiten sind andere als heute, Verhütungsmittel sind schwer zu bekommen und ein eigenes Zimmer, geschweige denn eine eigene Wohnung ist Luxus und für die Arbeiterjugend nicht bezahlbar. Daher argumentierte die Sexpol, daß der Kapitalismus einer Erfüllung der sexuellen Bedürfnisse entgegen stünde2. Das begründete einen sexualitätspolitischen Antikapitalismus auf der praktischen und die Repressionshypothese auf der anderen Seite.

„Der Kapitalismus unterdrückt die Sexualität“ behauptet Wilhelm Reich, Vordenker der Sexpol-Bewegung. Er argumentierte weiter, nicht genutzte sexuelle Energie würde sich im Menschen anstauen und Lust an der Unterwerfung produzieren. Gleichzeitig geht er davon aus, daß Sexualität ein Potential zur gesellschaftlichen Befreiung in sich birgt – wenn nur die sexuelle Energie freigesetzt würde. Um das zu befördern, baut Reich einen Orgon-Akkumulator – ein metallverkleideter Holzkasten, der sexuelle Orgon-Energie konzentrieren soll3, um den „Triebstau“ zu überschwemmen und damit die Repression – im Inneren wie in der Welt – hinwegzuspülen.

1933 wird Reich aus der KPD und aus der Internationalen Psychoanalytischen Gemeinschaft ausgeschlossen. Ob das an der kleinbürgerlichen Sexualmoral der Kommunisten lag oder an einer begründeten Kritik an Reichs Vorstellungen ist von heute aus schwer zu sagen.

Spätere Reichianer_innen verkaufen möglichst wahlloses Rumficken als Schlüssel zur Befreiung. Vor allem in der 1968-er Bewegung wird der Kurzschluss „Ficken macht revolutionär“ zum Credo von Psycho- und Polit-Sekten wie der Aktionsanalytischen Organisation (OOA), die am Ende wegen massenhafter sexueller Übergriffe gegenüber Minderjährigen aufgelöst wurde.

Repressionshypothese, die zweite

Auf eine weniger mechanistische und überhaupt nicht aktivistische Variante macht die Kritische Theorie die Unterdrückung von Sexualität im Kapitalismus zum Thema4. In Anschluss an Freud5 sahen Leute wie Herbert Marcuse die Entwicklung der Menschheit analog zur Entwicklung des einzelnen Individuums als Prozess der der fortschreitenden Unterdrückung der Natur an6:

Furchtbares hat die Menschheit sich antun müssen, bis das Selbst, der identische zweckgerichtete Charakter des Menschen geschaffen war, und etwas davon wird noch in jeder Kindheit wiederholt7

Im Sinne der Kritischen Theorie ist Subjektivität also schon immer eine Bearbeitung einer vorab gegebenen inneren Natur. Ein gewisses Realitätsprinzip, das den unmittelbaren Lustgewinn zugunsten einer langfristigeren Perspektive zurückstellt, sehen sie als notwendig für die Entwicklung der Menschheit an. In der bisherigen Geschichte hatte das immer etwas repressives8. Marcuse nennt in „Triebstruktur9 und Gesellschaft“ die aktuelle Form des Realitätsprinzips „Leistungsprinzip“. Dem Leistungsprinzip entspricht eine spezifische Sexualität10: Damit rational gearbeitet werden kann, darf es nur bestimmte Körperteile geben, denen gewissermaßen sexuelle Handlungen zugestanden sind. Nur so können die Menschen in der Produktion bestehen – würden andere Körperteile lustbesetzt sein, wäre die Rationalität im Arbeitsprozess nicht mehr gewährleistet. Zudem ist Sexualität im Kapitalismus der Logik der Fortpflanzung unterworfen. „Zwecklose“ – nicht genitale und damit unvernünftige – sexuelle Handlungen würden weder das Nachwachsen neuer Arbeiter_innen sicherstellen, noch eine geordnete Gesellschaft garantieren und werden daher als pervers abgewertet.

Marcuses Utopie ist aber nicht mehr wie bei Reich die naive Befreiung der Triebe, sondern eine Gesellschaft mit einem nicht-repressiven Realitätsprinzip, in der Kulturentwicklung und Lustentfaltung sich nicht mehr widersprechen. In der unglaublichen Entfaltung von Produktivkräften sieht er das Potential, die Lebensnot – den Mangel, der die Unterdrückung von Trieben notwendig macht – abzuschaffen. Durch eine neue, nicht mehr der Profitmaximierung unterworfene Nutzung von modernen Technologien könnten sich die Menschen in spielerischen und nicht zweckrationalen Handlungen weiterentwickeln und verwirklichen – was dann auch eine nicht-repressive Sexualität beinhalten würde11.

Zwischen Schulmädchenreport und BRAVO

Gerade in den 1970er-Jahren wird es immer weniger plausibel, das Verhältnis von Sexualität und Kapitalismus nur als Unterdrückung zu sehen. Als Beate Uhse 1962 den ersten Sexshop eröffnet, befürchtet sie noch Übergriffe empörter Bürger_innen. 1965 ist es ein Skandal, daß Reifen mit langen Frauenbeinen beworben werden. 10 Jahre später ist geradezu Norm, was vorher noch verboten war. Mit der „Sexwelle“ wird Sexualität zum Thema Nr. 1 in den bürgerlichen Medien. „Bin ich normal, wenn ich mit 16 noch Jungfrau bin?“ fragen Teenager 1972 in der BRAVO, während Konsumsphäre und Freizeit geradezu mit sexualisierten Darstellungen von jungen Frauen zugepflastert werden.

Der Sexualität scheint nicht mehr der gefährliche Charakter anzuhängen, der ihr einstmals angehörte. Dafür wird der Sex verwarenförmigt – er wird genutzt, um Waren zu verkaufen und er wird selbst als Ware gehandelt.

Vielen Apologet_innen der Sexuellen Revolution galt diese Entwicklung als Befreiung. Die Kritische Theorie sieht die Entwicklung als „repressive Entsublimierung“. Entsublimierung bedeutet, daß es mit der sexuellen Befreiung nicht mehr so stark nötig ist, sexuelle Bedürfnisse zu sublimieren – sie auf andere, kulturschaffende, Ziele umzulenken. Das könnte eine Befreiung bedeuten, nur leider manifestiert sich die neue sexuelle Freiheit wieder in repressiven Formen. Sie wird genutzt, um Dinge zu verkaufen und die Leute zufrieden zu halten12.

Neu ist daran, daß auch der nicht auf Fortpflanzung gerichtete Sex produktiv genutzt wird, statt ihn zu unterdrücken. Unsere These wäre dazu, daß es immer beides gibt: Repression und produktive Nutzung von Sexualität. Zu fragen ist, wie sich das Verhältnis von beiden verändert – und das ist keine theoretische, sondern eine empirische Geschichte, die ein andermal erzählt werden soll.

Den nächsten Teil unserer Auseinandersetzung mit Sexualität und Kapitalismus beginnen wir mit Michel Foucault, der untersucht, wie moderne Regierung „Leben macht“, um es produktiv zu nutzen.

Queer-feministische Gruppe wi(e)derdienatur im März 2010

  1. Das gilt zumindest für den deutschsprachigen Raum. Über solche Kämpfe und Theorien in den USA oder anderswo müsste man mal recherchieren. [zurück]
  2. Man kann hier kritisch einwenden, daß schon die Vorstellung, daß man ein eigenes Zimmer und Verhütungsmittel für Sexualität benötigt, eine spezifisch moderne Sache ist, die im bäuerlichen Mittelalter kaum jemand geteilt hätte. [zurück]
  3. Im Internet kann man diese Kästen für 1300€ erwerben. [zurück]
  4. Wir machen hier einen Sprung von den 1930ern in die 1960er, was auch daran liegt, daß unser Wissen über sexualitätspolitische Diskurse und Theorien lückenhaft ist. Über die Verknüpfung von Sexualität und Politik im NS könnte man schon einiges sagen, das soll hier aber nicht Thema sein. [zurück]
  5. Bei dem fragen wir uns: Ist sie die Psychoanalyse eher ein ideologischer Apparat, der genitale Sexualität als Norm festschreibt oder Vehikel der Befreiung, indem sie psychische Prozesse erklärbar macht? [zurück]
  6. Kann man überhaupt von etwas in den Menschen ausgehen, das nicht bereits gesellschaftlich ist? Landet man dabei automatisch bei Biologie und Anthropologie („Der Mensch überhaupt ist ..“)? Oder kann das nichtgesellschaftlich auch etwas individuelles – das Nichtidentische? – sein? [zurück]
  7. Adorno/Horkheimer in der Dialektik der Aufklärung [zurück]
  8. Das bezieht sich in der Tat auch auf Sexualität, insofern ist Sexualität etwas, daß die Kritische Theorie auch schon in der Antike finden. Das bedeutet aber nicht, daß sie eine historisch gleichbleibende Form und Funktion von Sex unterstellen – sie gehen schon von historisch unterschiedlichen Formen aus. [zurück]
  9. Was es mit den „Trieben“ auf sich hat, ist umstritten. Wenn die Kritische Theorie von vornherein von einer Beherrschung der Natur ausgehen (also einer Vermischung von Hardware und Gesellschaft), wie kann man dann überhaupt die eine Seite – das Natürliche – bestimmen? Mit anderen Worten: Welchen Sinn macht „Trieb“ und „Natur“, wenn sie nur als der Antagonismus von „Vernunft“ und „Kultur“ gedacht werden können? [zurück]
  10. Das ist dann das, was bei Foucault „Sexualität“ heißt. [zurück]
  11. Für Marcuse ist die Produktivkraft an sich neutral. Gegen diesen Fortschrittsoptimismus kann man kritisch einwenden, daß die Form der Produktivkräfte selbst repressive Strukturen (Expert_innentum, Trennung von Hand- und Kopfarbeit, Pünktlichkeit, „sich dem Takt der Maschine unterwerfen“) bedingt und daher nicht so einfach für eine nichtrepressive Gesellschaft genutzt werden kann. Auch das Effektivität hässlich macht – also die hochproduktive Herstellung dem Produkt ihren Stempel aufdrückt, wie man an jeder Gewächshaustomate merkt – ist für ihn kein Thema. Er sieht nicht die Notwendigkeit einer Transformationsstrategie, um zu entscheiden, was wir nach der Revolution mit Autobahnen, Kohle- und Atomkraftwerken und Fließbändern machen. [zurück]
  12. Daß die damalige Sexuelle Revolution völlig patriarchal verlief und vor allem Frauen einem Normdruck der sexuellen Verfügbarkeit ausgesetzt hat, ist den Herren von der Außerparlamentarischen Opposition im Übrigen ebensowenig aufgefallen wie den Professoren der Kritischen Theorie. [zurück]

Jeder nur ein Kreuz

All your belly are belong to us

Am kommenden Freitag wollen fundamentalistische Christ_Innen in Freiburg einen „Gebets- und Demonstrationszug zum Schutze des Lebens“ durchführen. Die „Freiburger Assoziation zur Kritik der Piusbruderschaft“ mobilisiert hier dagegen.

Dazu passt thematisch, daß es auf http://ufo.arranca.de seit gestern den Mitschnitt einer Veranstaltung zum fundamentalistischen Nachrichtenportal „kreuz.net“ gibt. Auf der Seite tobt sich die klerikale Braunzone zwischen konservativem Antimodernismus und Klerikalfaschismus aus.

Ärgernis zeigt dazu ein niedliches Video von gloria.tv über die Gegenaktivitäten zu einem solchen Marsch. Man kann nur hoffen, daß die Gegendemonstrant_innen recht haben: „Eure Kinder werden so wie wir“

Was ist Wi(e)der die Natur?

Wi(e)der die Natur?

Die Erfurter Stadtzeitung hEFt wollte kürzlich wissen, was wi(e)der die Natur ist. Darauf gibt es viele Antworten, die zum Teil in der aktuellen Ausgabe des hEFts stehen — und zum Teil nur hier:

Wi(e)der die Natur ist liwat

Im islamischen Recht ist liwat die Sünde wider die Natur: Das Einführen des Penis in den After, wenn es über die Eichel hinaus geschieht. Anders als in der Moderne wird die Tat bestraft, nicht aus der Tat ein besonderer – homosexueller – Charakter des Täters gefolgert. Liwat ist insofern vergleichbar mit Ehebruch und ähnlichen Straftaten.

Wi(e)der die Natur ist queer

Queer steht nicht nur für die Bewegung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, SM, Transgender und Intersexuellen, sondern auch für die Weigerung, biologische Erklärungen für gesellschaftliche Zusammenhänge anzuerkennen. Widerdienatur stellt die Natürlichkeit von Heterosexulität genau so in Frage wie die der romantischen Zweierbeziehung, des Kapitalismus und des Mann- bzw. Frauseins. Widerdienatur will das Widernatürliche stärken, indem es die Herrschaft der Norm als solche angreift. Eine bipolare Zweiteilung der Geschlechter mit genormtem gegenseitigen Begehren finden wir nicht nur langweilig, sondern auch inhuman. Inhuman deshalb, weil alle, die dieser Norm nicht entsprechen, als abweichend, falsch, krank oder minderwertig betrachtet werden und dies tagtäglich zu spüren bekommen.

Wi(e)der die Natur ist feministisch

Die bürgerlich-kapitalistische Gesellschaft ist mitnichten frei von Sexismus. Im Gegenteil: Die in der Moderne entstandene strikte Einteilung der Menschen in „starke, sexuell aktive Männer“ und „schwache, passive Frauen“ fördert strukturell die Hierarchie zwischen Männern und Frauen und trägt die Tendenz zum Übergriff bereits in sich. Wer das im Namen der Queertheory leugnet („Ist ja alles nur konstruiert“), reproduziert das falsche Ganze, statt es zu dekonstruieren. Queer ohne Feminismus zementiert Herrschaft, genau wie liberales „Wir-sind-doch-alle-gleich“-Gelaber. Daher sind wir parteiisch – z.B. im Sinne eines Eintretens für die Betroffenen von sexueller Gewalt.

Wi(e)der die Natur ist Party-Kultur

Auch wenn die Fete nicht die Veränderung gesellschaftlicher Verhältnisse ersetzen kann, wollen wir uns nicht von der eigenen Ohnmacht dumm machen lassen und auch stilvoll feiern. Davon zeugt unser Polyfantasiaball. Das erste mal 2008 im Besetzten Haus Erfurt, dieses Jahr leider nur im extra dafür angemieteten alten Innenministerium – im „Polyfantasiahaus“. Wir feiern unsere Partys am liebsten ohne Rassismus, Sexismus und Homophobie, ohne Nazis und Nazisymbolik, dafür aber mit etwas Phantasie, guter Musik und kuschligem „Undarkroom“. Am liebsten haben wir die Parties auch so, dass wir auch mit Gästen feiern können, die wenig oder gar kein Geld haben. Dieses Mal war auch ein Raum mit künsterischen Filmen zum Thema Sexualität dabei, der gut besucht war. Am Einlass gab es Identitäts-Buttons, so dass sich jede_r eine Idendität für den Abend aussuchen konnte – von „Tunte“ über „Heute Hete“ bis „polymorph pervers“ und selbstverständlich „wider die natur“. Einige fanden vor dem Brunch um 12.00 Uhr vor dem CSD gar keinen Schlaf. Nach der Räumung des Besetzten Hauses gibt es in Erfurt leider keinen festen Platz mehr für solche Parties. Wir finden, dass ein Ort für widernatürliche Party-Kultur dringend nötig ist.

Wi(e)der die Natur kritisiert die Liebe

Während der kapitalistische Alltag durch einen ständigen Konkurrenzkampf bestimmt ist und (nicht ausschließlich im körperlichen Sinne) den Menschen eine ständige Anstrengung abverlangt, scheint die Sphäre der Liebe ein letzter Hort zwischenmenschlicher Nähe, des Mitfühlens und Teilens zu sein. In der romantischen Zweierbeziehung sollen die Verheehrungen geheilt werden, die Arbeit und Alltag an den Menschen angerichtet haben. An diesen unglaublich hohen Erwartungen scheitern jedoch zahlreiche Beziehungen. Schmerzvolle Enttäuschungen tragen einer unmenschlichen Realität Rechnung. Anstatt von der Liebe zu erwarten, sie könnte den kapitalistischen Alltag erträglich machen oder ihm gar einen Sinn geben, sollten die Menschen sich solidarisch zusammentun, um die Verhältnisse zu ändern. Die Liebe ist nichts natürliches, was die Menschen überhistorisch miteinander verbindet. Verschiedene Zeiten haben verschiedene Formen der Liebe hervorgebracht – auf die vielfältigen und intensiven Möglichkeiten zwischenmenschlicher Beziehungen in einer befreiten Gesellschaft sind wir sehr gespannt.

Wi(e)der die Natur ist wider die „Natur“

100%iger Apfelsaft muss laut Fruchtsaftverordnung Anlage 1 gleichartige organoleptische und analytische Eigenschaften zu einem gepressten Durschnittsapfel aufweisen. Aber konkrete Äpfel unterscheiden sich stark vom gesetzlich normierten Durchschnittsapfel. Um 100%igen Apfelsaft herzustellen, wird entweder der Saft verschiedener Pressungen vermischt oder aber die Konzentration geändert, bis sie der Norm entspricht. Nicht nur bei Lebensmitteln gibt es Normen, die festlegen, was gesund und natürlich ist. Mediziner haben z.B. festgelegt, welcher Hormonpegel ein weiblicher ist. Frauen, die dem nicht entsprechen, werden medikamentiert, z.B. mit der „Pille“. Sie wird bei weitem nicht nur als Empfängnisverhüterin eingesetzt, sondern gegen eine ganze Schaar von ungewollten „Fehlentwicklungen“, die auf Hormonstörungen zurückgeführt werden. Was als Störung gilt, ändert sich schnell und stetig: Noch vor zwei Generationen waren Frauen mit Oberlippenbärten nichts Außergewöhnliches. Heute wird schon die Behaarung der Beine medikamentiert. Es ist also grober Unfug, im Saft (auch im zertifizierten Bio-Saft) oder im Geschlecht die pure, unverdünnte Natur zu sehen: Was als Natur gilt, ist gesellschaftlich gemacht.

Wi(e)der die Natur ist Materialismus

Wer Natur naiv als Ursprünglichkeit versteht, sitzt einer Konstruktion auf. Sie zu dekonstruieren bedeutet, ihre historische und gesellschaftliche Gewordenheit zu verstehen, statt in idealistischer Eigentlichkeit befangen zu bleiben. Widerdienatur bedeutet, den Wald historisch zu begreifen. Es heißt, antike Siedlungen und ökonomische Vernutzung zu analysieren und die romantische Rede vom „tiefen Walde“ als moderne Konstruktion eines signifikanten Anderen zur Stadt zu begreifen.

Wi(e)der die Natur heißt die Zumutung zurück zu weisen

Was die Natur jeden Tag von uns will, ist nicht weniger Verblödung als das, was sie mit dem Wald macht: Eine historsch gewordene Unterdrückungserfahrung, die heterosexuelle Männer und Frauen mit stabilem Begehrenskäfig erschaffen hat, wird als Erfüllung der innersten Wünsche des Menschen verkauft. Gelungene Subjektivierung bedeutet, unter der Zurichtung nicht mehr zu leiden, den Abdruck der Gesellschaft im Wachs des konkreten Individuums nicht mehr wahrzunehmen, weil beide so perfekt zueinander passen, daß nichts mehr zwickt und drückt. Auf die Fresse dafür. Wi(e)derdinatur weist darauf hin, daß die Natürlichkeit Gesellschaft und Zurichtung ist. Wir kennen andere Formen und reden uns nicht damit raus, daß wir so „sind“. Wir sind nicht. Wir wollen nicht mehr mitmachen und finden, es ist höchste Zeit, nach neuen Formen der Vergesellschaftung zu suchen.

Wi(e)der die Natur ist ein Diskussionsprozess

Die Schritte hin zu einer befreiten Gesellschaft müssen von ständiger Reflexion und Selbstkritik begleitet sein. Mit Vorträgen, Workshops, Filmabenden und Seminaren wollen wir die Themen der Geschlechterverhältnisse, Sexualität und Identität ins Rampenlicht rücken und unsere Ansätze zur Diskussion stellen.

Wi(e)der die Natur demonstriert

Am Ende haben die Widernatürlichen Eminenzen doch ein wenig gefeiert, als der Oberbürgermeister zum ersten mal beim CSD seinen kleinen autonomen Rückzugs- und Schutzraum (Rathaus) verlassen hatte und sich widerwillig von zwei Demonstranten umarmen lassen musste. Soviel körperliche nicht-heterosexuelle Nähe schien ihm doch etwas unangenehm gewesen zu sein.

Wi(e)der die Natur will

Nicht schon WIEDER DIE NATUR als Begründungszusammenhang für gesellschaftliche Unterdrückungsverhältnisse!

Wi(e)der die Natur ist gefährlich

Im Rahmen unserer queer-feministischen Polyfantasiawoche vor dem Erfurter CSD kam es zu mindestens drei Polizeieinsätzen. Und nicht nur die Polizei, auch die Verwaltung war sehr daran interessiert, was wir denn da so treiben, ob das legal und der Raum von uns gemietet war. Noch interessanter schien zu sein, ob nicht zufällig Leute im alten Innenministerium übernachten. In Ämterstuben wird gemunkelt, dass wir mit der überaus gefährlichen Besetzer_innenszene zu tun haben. Dafür spricht, dass wir die berüchtigte KüfA (Küche für ALLE – ein Projekt des Besetzten Hauses) bei uns zu Gast hatten und dass wir im letzten Jahr unseren Polyphantasiaball im Besetzten Haus gefeiert haben. Wir wollen uns dazu aber nicht so klar äußern, sondern uns lieber in interessantes Schweigen hüllen.

Veranstaltungsreihe „Wann hört Macht auf? Hier fängt Macht an.“ in Jena

Spannende Veranstaltungsreihe in Jena:

02. November 2009:
Volker Woltersdorff „Queere Perspektiven auf Prekarisierung“

10. November 2009:
Heinz-Jürgen Voß „Zweigeschlechtliche Norm und ihr biologisch-medizinisches Fundament“

16. November 2009:
Lars Quadfasel „Wenn PostfaschistInnen zu sehr lieben“

23. November 2009:
Tim Stüttgen „post porn politics“

01. Dezember 2009:
Nina Mackert „…as serious as an invasion of the enemy in war time”

07. Dezember 2009:
Martin Büsser & Jonas Engelmann „Geschlechterverhältnisse im Punk, Hardcore & Emo“

14. Dezember 2009:
Sarah Diehl „Abortion Democracy“ (Film & Diskussion)

04. Januar 2010:
Oliver Lauenstein „Männlichkeit macht mehr als Macht“

11. Januar 2010:
Bini Adamczak & Cornelia Möser „jump and run. communistische postpornoperverse vs. kapitalsexistische ciswertmatrix“

17. Januar 2010:
Karin Michalski „Working on it“ (Film & Workshop)

25. Januar 2010:
Tina Denninger „Auch im Alter noch Sex.“

01. Februar 2010:
Mirjam Mirwald & Danilo Vetter „Die Heide ruft“

08. Februar 2010:
Florian Ruttner & Alex Gruber „Über die Unmöglichkeit poststrukturalistischer Gesellschaftskritik“

Mehr hier.

Schwarzer Kanal bleibt!


News vom queer-Wagenplatz Schwarzer Kanal in Berlin:

Konkreter Räumungstermine auf dem Schwarzen Kanal. Unser Vermieter HochTief hat den Vertrag uns zum 1.Jan 2010 gekündigt und wir sollen den Platz bis dahin geräumt haben. Der Grund für das alles ist der Baubeginn auf einem Nachbargrundstück. ( Unser Gelände wird für die Baulogisitk benötigt). Räumungsandrohung kommt weiterhin zustande durch Druck der Bundesanstalt für Imobilienaufgaben (BIMA) die darauf besteht, dass HochTief sein Bauvorhaben schnellstmöglich beginnt.

Mehr hier

Dritter Filmabend


Die Analyse von „Im Staub der Sterne“ war bedeutend schwieriger als die von Casablanca vor zwei Wochen.

Eine gewisse Faszination für die schräge 70er-Jahre-Ästhetik in Musik und Ausstattung konnte schnell festgehalten werden. Aber was bedeutet es, wenn auf der einen Seite eine Frau das Kommando auf der Raumfähre hat, auf der anderen Seite aber durch den ganzen Film Frauen als schmückendes Beiwerk leichtbekleidet herumtanzen? Geht es hier vor allem darum, daß das DDR-Fernsehballett in den 70ern einfach in jedem Film vorkam? Und was sagt es uns, daß ein schlechter David-Bowie-Imitator auf seiner Heimorgel die Puppen tanzen lässt? Auf was beziehen sich die Lederkerle vom Sicherheitsdienst?

Da ist auf jeden Fall noch mehr Analyse vonnöten, vielleicht auch mehr Wissen über die gesellschaftliche Situation in der DDR 1977, als der Film gedreht wurde.

In zwei Wochen, am 05.10.2009, zeigen wir einen Film, der hoffentlich wieder zugänglicher in seiner gesellschaftlichen Bedeutung ist: Matrix. Wie immer 20.30 in der Offenen Arbeit Erfurt (Allerheiligenstraße 9, Hinterhaus), wie immer in Kooperation mit der Offenen Arbeit Erfurt, dem DGB-Bildungswerk Thüringen, der Rosa-Luxemburg-Stiftung und dem Bildungskollektiv Biko.